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ars viva-Preis 2024
Atiéna R. Kilfa / Daniel Lie / caner teker
Das Belvedere 21 präsentiert die diesjährigen ars viva-Preisträger*innen Atiéna R. Kilfa, Daniel Lie und caner teker in einer ersten institutionellen Ausstellung in Österreich.
Jedes Jahr vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. die renommierte Auszeichnung für Nachwuchskünstler*innen im Bereich der bildenden Kunst. Aus einem zweistufigen Auswahlverfahren sind drei Preisträger*innen hervorgegangen, die über die letzten Jahre ein genuines künstlerisches Vokabular entwickelt haben, dem jeweils eine spezifische bildgewaltige Qualität innewohnt. So interessiert Daniel Lie die Performativität nichtmenschlicher Wesen wie Bakterien, Pilze und Pflanzen in ökologischen Austauschprozessen, die er in raumgreifenden Installationen zwischen Entstehung und Zerfall erkundet und visualisiert. Bei caner teker stehen die Potenziale einer transformativen Performativität des Nonbinären im Zentrum der Auseinandersetzung. Im postmigrantischen Kontext von Identitäts- und Geschlechterkonstruktionen ringt teker um emanzipatorische – auch klassenbewusste – Entwürfe. Die Fotografie, Film und Display verschränkenden Installationen von Atiéna R. Kilfa schließlich schaffen eindrückliche, psychisch verdichtete Bilderwelten zwischen Unbeweglichkeit und Unbehagen.
Eine erste Preisausstellung ist im Oktober 2023 in der Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums in Ludwigshafen zu sehen.
Kuratiert von Luisa Ziaja.
Assistenzkuratorin: Andrea Kopranovic
In Kooperation mit dem Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.
Zu den Künstler*innen
Atiéna R. Kilfa
Atiéna R. Kilfa (* 1990 Paris) erforscht anhand der Medien Fotografie, Skulptur, Video und Installation die Wahrnehmung medialer Bilder sowie die Verschränkung von persönlicher und kultureller Erinnerung: Wie werden anhand filmischer Techniken Momente ästhetischer Erfahrung auf visueller und akustischer Ebene gesteuert? Worauf rekurrieren diese Techniken nicht nur filmhistorisch, sondern auch mit Blick auf die Kulturgeschichte? Zentrale Referenzen in ihren Arbeiten bilden Schaufensterpuppen, die Teil ihrer Recherchesammlung sind. Die meist Schwarzen Figuren stehen für Kilfa zum einen für die postmoderne Faszination der „Mannequin Art“, zugleich leiten sie für die Künstlerin einen Paradigmenwechsel ein, indem sie Erzählungen produzieren, die in einer Trennung zwischen dem, was als lebendig gilt, und dem, was dem Tod überlassen wird, verankert sind.
Daniel Lie
Daniel Lie (* 1988 São Paulo) arbeitet mit Performances, Illustrationen und raumgreifenden Installationen. Nichtmenschliche Wesen wie Bakterien, Pilze, Pflanzen und Mineralien sind die Akteure in Lies Werken, die nicht selten als Visualisierung des Prozessualen den Verfall in Szene setzen. Natürliche Zyklen der Transformation sowie die gegenseitige Abhängigkeit innerhalb ökologischer Austauschprozesse werden eindrucksvoll sichtbar gemacht. Dabei wird mittels der Ökosysteme die Koexistenz verschiedener Lebewesen in den Fokus der Wahrnehmung gerückt und so die kontinuierliche Beteiligung an den Prozessen des Lebens, des Sterbens und der Zersetzung thematisiert.
caner teker
caner teker (* 1994 Duisburg) setzt sich mit den Mitteln der Performance mit der intersektionalen Verschränkung von Identität, Arbeit und Postmigration im Kontext persönlicher Erfahrung und Familiengeschichte auseinander. Unter anderem handeln die Performances von der westasiatischen Kulturtechnik des Ölringens, in der Kampfposen zu einer Gestik der Zärtlichkeit zwischen den Performenden mutieren – eine Beobachtung, die sich bereits in den Vorlagen der traditionellen männlichen Ölringwettkämpfe machen lässt. Körper „jenseits des Mainstreams“, die tekers „Idealbild des Queeren, Antikapitalistischen, Intersektionellen sowie Transformativen“ entsprechen, stehen im Fokus der Performances.
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Zum Preis
Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. vergibt seit 1953 jährlich den ars viva-Preis für Bildende Kunst. Der Preis ist in diesem Jahr mit Ausstellungen in der Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums in Ludwigshafen und im Belvedere 21 in Wien sowie mit einer Künstler*innenresidenz auf Fogo Island, Kanada, verbunden. Die Jury kürte die Preisträger*innen aus 48 vorgeschlagenen Künstler*innen unter 35 Jahren, die in Deutschland leben und arbeiten.
Der diesjährigen Jury gehörten die beiden Kooperationspartner*innen Astrid Ihle (Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen), Luisa Ziaja (Belvedere 21, Wien), sowie Nicolaus Schafhausen und Kitty Scott (Fogo Island Arts, Kanada), Lisa Gersdorf (frieze magazine), die Mitglieder des Gremiums Bildende Kunst des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft unter dem Vorsitz von Ulrich Sauerwein sowie Min-young Jeon (Kulturkreis der deutschen Wirtschaft) und Anna Goetz (Marta Herford) als Fachberaterin an.
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Video
ars viva-Preis 2024 (Trailer)
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