Taststationen

Für blinde, sehbeeinträchtigte und sehende Besucher*innen befinden sich im Oberen Belvedere Tastmodelle zu Werken von Gustav Klimt, Egon Schiele, Meister I. P. und Franz Xaver Messerschmidt.

 

Gustav Klimt, Der Kuss, 1908/09

 

Foto: Ouriel Morgensztern / Belvedere, Wien

180 x 180 cm 
Öl auf Leinwand 

Der Kuss ist wohl das berühmteste Werk von Gustav Klimt. Der bedeutende Vertreter des Wiener Jugendstils malt es auf dem Höhepunkt seiner Goldenen Periode. Das Gemälde zeigt ein Paar in enger Umarmung am Rande einer Blumenwiese. Die Körper sind nur durch die Musterung der fließenden Gewänder voneinander zu unterscheiden. Dabei sind die rechteckigen Formen eher dem Mann und die runden Ornamente der Frau zuzuordnen. Umfangen sind die beiden von einer schimmernden Gloriole vor flächig-goldenem Hintergrund. Tatsächlich setzt Klimt echtes Blattgold, Silber und Platin in sein Bild ein.

 

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Egon Schiele, Kauerndes Menschenpaar (Die Familie), 1918

 

Foto: Ouriel Morgensztern / Belvedere, Wien

150 × 160,8 cm 
Öl auf Leinwand

Vor undefiniertem dunklem Hintergrund sind drei Personen abgebildet. Nackt und mit angezogenen Beinen hocken sie hintereinander: ein Mann, eine Frau und vorn ein Kind. Teilweise sind die Körper mit Tüchern bedeckt, das Kind ist schützend darin eingewickelt. Mutter und Kind wenden sich von den Betrachtenden ab. Nur der Vater blickt aus dem Bild. In seinen Gesichtszügen ist Egon Schiele selbst erkennbar. Der Wiener Maler arbeitet an diesem Bild, als seine schwangere Frau Edith 1918 an der Spanischen Grippe erkrankt und stirbt. Wenige Tage später verstirbt auch der Künstler im Alter von nur 28 Jahren. Das Bild hinterlässt er unvollendet.

 

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Franz Xaver Messerschmidt, Zweiter Schnabelkopf, 1777/81

 

Photo: Johannes Stoll / Belvedere, Vienna

42,5 x 26 x 24,5 cm
Braun gefleckter Alabaster

Diese Porträtbüste ist Teil einer Werkgruppe bestehend aus rund sechzig sogenannten Charakterköpfen. In der Mimik der einzelnen Stücke zeigen sich verschiedene Gefühlsausdrücke und Regungen. Einige Darstellungen wirken realistisch und erinnern an bekannte Empfindungen. Andere Gesichter wiederum sind deutlich verfremdet und bis ins Groteske verzerrt, wie diese von Messerschmidt selbst „Schnabelkopf“ betitelte Büste. Was den Künstler zu jenen für den Spätbarock außergewöhnlichen Werken motiviert hat, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Überliefert ist jedoch, dass ihm sein eigenes Mienenspiel als Grundlage für die Serie gedient hat.

 

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Meister IP, Sündenfall, 1521

 

Photo: Ouriel Morgensztern / Belvedere, Vienna

16 × 12,5 cm
Holz

Dieses kleinformatige Relief zeigt den im Alten Testament beschriebenen Sündenfall. Der vermutlich männliche Künstler ist bis auf seine Initialen „IP“ unbekannt. Im Zentrum stehen Adam und Eva, das erste Menschenpaar in der biblischen Schöpfungsgeschichte. Adam ist frontal als ganze Person abgebildet. Eva ist ihm zugewandt und zeigt uns ihren Rücken. Sie reicht Adam die Frucht des Baumes der Erkenntnis. Das Menschenpaar ist von Wald umgeben. Hohe Bäume und eine Felswand reichen über den Bildrand hinaus. Tiere verstecken sich in den Ästen, unter den Blättern und zwischen den Stämmen. Die einzelnen Elemente sind sehr fein ausgearbeitet.

 

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