The Museum Gaze

Wie betrachten wir Kunst im Museum? In welchem Zusammenhang stehen Blickbewegungen und subjektive Betrachtungen von Kunst? Im Projekt steht die Grundlagenforschung zum Sehen und Verstehen im Museum im Fokus. Durch die Bündelung der Kompetenzen des Labors für empirische Bildwissenschaft der Universität Wien, der Human-Centered Technologies for Learning an der Technischen Universität München und Kurator*innen des Belvedere wird die Ausstellung als Medium und die Aneignung durch Besucher*innen in den Blick genommen.

Junge Frau sind ein Bild im Museum an.
Foto: Armin Plankensteiner / Institut für Kunstgeschichte

Im Kunstmuseum zentriert sich die Aufmerksamkeit über das Auge. Jüngste technische Entwicklungen haben die Aufzeichnung von Blickbewegungen in natürlichen Umgebungen erleichtert. Bislang wurden Eye-Tracking-Studien zur Kunstwahrnehmung nämlich vornehmlich im Labor mit zweidimensionalen Reproduktionen durchgeführt. Mobile Eye-Tracking-Studien (MET) in Ausstellungen und Museen, die seit den 2010er-Jahren realisiert werden, konnten ihr volles Potenzial aufgrund kleiner Stichprobengrößen, eingeschränkter Betrachtungsbedingungen und mühsamer Datenanalysen bislang nicht ausschöpfen.

Die Forschungspartner*innen der Universität Wien, der Technische Universität München und des Belvedere setzen sich in ihrer interdisziplinären Zusammenarbeit das Ziel, innovative Erkenntnisse zum Blickverhalten für Kunstgeschichte, Museumswissenschaft und Informatik zu erbringen. Dazu werden vier Studien gemeinsam mit den Abteilungen Mittelalter & Renaissance, Barock, 18. & 19. Jahrhundert sowie Zeitgenössische Kunst entwickelt und durchgeführt. Die im Zentrum stehende Methode MET wird durch Subjektive Mappings, Fragebögen sowie Video- und Interaktionsanalysen ergänzt, um Reaktionen auf Kunstwerke und Ausstellungsdisplays in einem Methodenmix ganzheitlich zu erfassen.

Die Ziele des Projekts sind 1.) die Untersuchung des relationalen Blicks, d.h. wie Besucher*innen zwischen der Betrachtung einzelner Kunstwerke, textlicher Informationen und anderer Objekte im Aufmerksamkeitsfokus wechseln; 2.) die Untersuchung des medienspezifischen Blicks, d.h. wie sich Besucher*innen bei der Betrachtung von Skulpturen im Gegensatz zu Gemälden verhalten; und 3.) die Optimierung von MET für die Nutzung im Kunstmuseum und darüber hinaus, d.h. die Entwicklung neuer Open-Source-Lösungen für die automatische Datenannotation und 3D-Kartierung inklusive Standorterfassung.

Die Ergebnisse der Studien versprechen bedeutende Resultate für die jeweiligen wissenschaftlichen Fachbereiche. Für die Kunstgeschichte, die sich häufig lediglich theoretisch mit dem Sujet der Blickbewegungen auseinandergesetzt hat, bedeutet die Nutzung der verschiedenen Methoden empirisch fundiertes Wissen zur Kunstwahrnehmung, vor allem zur Betrachtung von Skulpturen. Die Empirie liefert ebenso der Museumswissenschaft neue Perspektiven, insbesondere für Fragestellungen des Kuratorischen und der Kunstvermittlung, wenn beispielsweise verschiedene Formen des Displays und der Kontextualisierung von Kunst mit dem jeweiligen Betrachtungsverhalten kontrastiert werden. Die Informatik profitiert von der Dichte der gewonnenen Daten sowie der steigenden Komplexität der aufeinander folgenden Studien: MET und Computer-Vision-Methoden können so für ökologisch valide Untersuchungen des menschlichen Verhaltens weiterentwickelt werden.

Kooperationsprojekt mit der Universität Wien
und der Technische Universität München

 

Fördergeber

FWF/DFG (Projektnummer I5342-G)

 
Laufzeit

juni 2022 – Mai 2026

 
Projektleitung

Raphael Rosenberg (Universität Wien), Luise Reitstätter (Universität Wien), Enkelejda Kasneci (Technische Universität München)

 
Projektteam

Flora Bakondi (Prae-doc Universität Wien), Seda Pesen (Prae-doc Universität Wien), Kimberley Fetko, Laura Lehni (Studienassistenz Universität Wien), Hong Gao (Postdoc Technische Universität München), Enkeleda Thaqi (Prae-doc Technische Universität München)

 
Kooperationspartner*innen Belvedere

Christian Huemer, Johanna Aufreiter (Research Center), Björn Blauensteiner (Kurator – Sammlung Mittelalter & Renaissance), Georg Lechner (Kurator – Sammlung Barock), Franz Smola (Kurator – Sammlung 19. & 20. Jahrhundert), Luisa Ziaja (Chefkuratorin – Sammlung Zeitgenössische Kunst)

 

Weiterführende Links

 

Universität Wien

Technische Universität München