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Amoako Boafo
Proper Love
Das Belvedere zeigt im Herbst 2024 die erste institutionelle Ausstellung zum künstlerischen Schaffen des ghanaischen Malers Amoako Boafo (* 1984 in Accra) in Europa. Als eine der wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von Schwarzen Künstler*innen porträtiert Boafo in seinen Gemälden Freund*innen, Bekannte und Personen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von Schwarzer Selbstermächtigung und -wahrnehmung vermitteln.
Mit dieser Werkschau schließt sich vorläufig ein Kreis in der Biografie des Künstlers: Nach einem Kunststudium in Accra studierte Boafo ab 2014 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Hier erlebte er nicht nur künstlerisch seine prägenden Jahre, er entwickelte auch seinen markanten Stil, der sich durch den ungewöhnlichen Einsatz von Fingermalerei auszeichnet. Daraus resultiert die plastische Darstellung des menschlichen Körpers, die in malerischer Hinsicht einen starken Kontrast zu den restlichen, plan gestalteten Bildpartien herstellt. Die von Boafo porträtierten Personen verkörpern die Vorstellung von einer Schwarzen Identität, die sich aus der eigenen Kultur speist, was als Akt des Widerstands gegen rassistische Zuschreibungen der weißen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen ist. Diese Form der Schwarzen Subjektivität äußert sich auch im Erscheinungsbild der Porträtierten, die den Betrachter*innen als selbstbewusste Individuen entgegentreten und oft direkten Blickkontakt suchen. Boafo inszeniert die Kleidung collagenartig mit Papiertexturen, die nicht nur Anleihen bei floralen und geometrischen Tapetenmustern nehmen, sondern auch Referenzen auf historische und politische Kleidungscodes der Schwarzen Kultur aufweisen. Die intensive Beschäftigung des Künstlers mit Schwarzer Geschichte spiegelt sich auf subtile Weise in den Gemälden wider, wenn literarische Werke zentraler Vordenker*innen der Schwarzen Freiheitsbewegung motivisch eingesetzt werden.
Neben der Ausstellung im Unteren Belvedere werden Arbeiten in die Schausammlung zu Wien um 1900 im Oberen Belvedere integriert, um Boafo im Zusammenhang mit zentralen kunsthistorischen Positionen wie Egon Schiele und Gustav Klimt zu zeigen.
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (DE/EN) mit Beiträgen von Ekow Eshun, Sergey Harutoonian, Mahret Ifeoma Kupka, Stella Rollig, Taiye Selasi und Vasilena Stoyanova.
Kuratiert von Sergey Harutoonian.
Assistenzkuratorin: Vasilena Stoyanova
#AmoakoBoafo
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Biografie
Amoako Boafo (*1984 in Accra/ Ghana) porträtiert in seinen Gemälden Freund*innen, Bekannte und Menschen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von Schwarzer Identität und Selbstwahrnehmung repräsentieren. Als Teil der afrikanischen Diaspora rückt Amoako Boafo das Thema des Schwarzen Körpers in den Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens und beteiligt sich damit aktiv an einer Neugestaltung und Reorientierung einer global aufgefassten Vorstellung von Schwarzer Kultur, die sich freigemacht hat von den externen Einflüssen einer weißen Mehrheitsgesellschaft. Kennzeichnend für seinen malerischen Stil ist der starke Kontrast von flächigen und ornamentalen Bildelementen und der plastischen Darstellung der porträtierten Personen, die mittels des Einsatzes von Fingermalerei, statt eines Pinsels, realisiert werden. In ihrem Bildaufbau oft streng frontal ausgerichtet, suchen die porträtierten Personen den direkten Blickkontakt zu den Betrachter*innen und begegnen diesen selbstbewusst auf Augenhöhe.
Der Künstler studierte 2008 an der Ghanatta College of Art in Accra und ab 2014 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 2017 erhielt Amoako Boafo den Walter Koschatzky Kunst-Preis, gefolgt von dem STRABAG-Artaward International im Jahr 2019.
Einzelausstellungen u.a. im Denver Art Museum (Denver, Colorado), Seattle Art Museum (Seattle, Washington), Contemporary Arts Museum Houston (Houston, Texas) und Museum of African Diaspora (San Francisco, Kalifornien).
Arbeiten des Künstlers befinden sich in Sammlungen nationaler und internationaler Museen, u.a. Musée National d’Art Moderne, Centre Pompidou (Paris, Frankreich), Leopold Museum (Wien, Österreich), Los Angeles County Museum of Art (Los Angeles, Kalifornien), Solomon R. Guggenheim Museum (New York City, New York), Denver Art Museum (Denver, Colorado), Blenheim Foundation (Woodstock, Oxfordshire, Großbritannien), Rubell Family Collection (Miami, Florida).
Der Künstler lebt und arbeitet in Accra, Ghana.