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Amoako Boafo
Proper Love
Das Belvedere zeigt die erste institutionelle Ausstellung zum künstlerischen Schaffen des ghanaischen Malers Amoako Boafo (* 1984 in Accra) in Europa. Als eine der wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von Schwarzen Künstler*innen porträtiert Boafo in seinen Gemälden Freund*innen, Bekannte und Personen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von Schwarzer Selbstermächtigung und -wahrnehmung vermitteln.
Mit dieser Werkschau schließt sich vorläufig ein Kreis in der Biografie des Künstlers: Nach einem Kunststudium in Accra studierte Boafo ab 2014 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Hier erlebte er nicht nur künstlerisch seine prägenden Jahre, er entwickelte auch seinen markanten Stil, der sich durch den ungewöhnlichen Einsatz von Fingermalerei auszeichnet. Daraus resultiert die plastische Darstellung des menschlichen Körpers, die in malerischer Hinsicht einen starken Kontrast zu den restlichen, plan gestalteten Bildpartien herstellt. Die von Boafo porträtierten Personen verkörpern die Vorstellung von einer Schwarzen Identität, die sich aus der eigenen Kultur speist, was als Akt des Widerstands gegen rassistische Zuschreibungen der weißen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen ist. Diese Form der Schwarzen Subjektivität äußert sich auch im Erscheinungsbild der Porträtierten, die den Betrachter*innen als selbstbewusste Individuen entgegentreten und oft direkten Blickkontakt suchen. Boafo inszeniert die Kleidung collagenartig mit Papiertexturen, die nicht nur Anleihen bei floralen und geometrischen Tapetenmustern nehmen, sondern auch Referenzen auf historische und politische Kleidungscodes der Schwarzen Kultur aufweisen. Die intensive Beschäftigung des Künstlers mit Schwarzer Geschichte spiegelt sich auf subtile Weise in den Gemälden wider, wenn literarische Werke zentraler Vordenker*innen der Schwarzen Freiheitsbewegung motivisch eingesetzt werden.
Neben der Ausstellung im Unteren Belvedere werden Arbeiten in die Schausammlung zu Wien um 1900 im Oberen Belvedere integriert, um Boafo im Zusammenhang mit zentralen kunsthistorischen Positionen wie Egon Schiele und Gustav Klimt zu zeigen.
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (DE/EN) mit Beiträgen von Ekow Eshun, Sergey Harutoonian, Mahret Ifeoma Kupka, Stella Rollig, Taiye Selasi und Vasilena Stoyanova.
Kuratiert von Sergey Harutoonian.
Assistenzkuratorin: Vasilena Stoyanova
#AmoakoBoafo
In Kooperation mit
Biografie
Amoako Boafo (geb. 1984 in Accra) porträtiert in seinen Gemälden Freund*innen, Bekannte und Menschen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von Schwarzer Identität und Selbstwahrnehmung repräsentieren. Als Teil der afrikanischen Diaspora rückt Amoako Boafo das Thema des Schwarzen Körpers in den Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens und beteiligt sich damit aktiv an einer Neugestaltung und Reorientierung einer global aufgefassten Vorstellung von Schwarzer Kultur, die sich frei gemacht hat von den externen Einflüssen einer weißen Mehrheitsgesellschaft. Kennzeichnend für seinen malerischen Stil ist der starke Kontrast von flächigen und ornamentalen Bildelementen und der plastischen Darstellung der porträtierten Personen, die mittels des Einsatzes von Fingermalerei statt eines Pinsels realisiert werden. Im Bildaufbau oft streng frontal ausgerichtet, suchen die porträtierten Personen den direkten Blickkontakt zu den Betrachter*innen und begegnen diesen selbstbewusst auf Augenhöhe.
Der Künstler studierte 2008 am Ghanatta College of Art & Design in Accra und ab 2014 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 2017 erhielt Amoako Boafo den Walter Koschatzky Kunst-Preis, gefolgt vom STRABAG-Artaward International im Jahr 2019.
Einzelausstellungen u. a. im Denver Art Museum (Denver, Colorado), im Seattle Art Museum (Seattle, Washington), im Contemporary Arts Museum Houston (Houston, Texas) und im Museum of African Diaspora (San Francisco, Kalifornien).
Arbeiten des Künstlers befinden sich in Sammlungen nationaler und internationaler Museen, u. a. Musée National d’Art Moderne, Centre Pompidou (Paris, Frankreich), Leopold Museum (Wien, Österreich), Los Angeles County Museum of Art (Los Angeles, Kalifornien), Solomon R. Guggenheim Museum (New York City, New York), Denver Art Museum (Denver, Colorado), Blenheim Foundation (Woodstock, Oxfordshire, Großbritannien), Rubell Family Collection (Miami, Florida).
Der Künstler lebt und arbeitet in Accra und Wien.
Zum Künstler
Der ghanaische Maler Amoako Boafo gilt als Shootingstar der internationalen Kunstszene. Warum Boafos Soloshow Proper Love im Belvedere keineswegs nur „Hype“ ist, sondern, im Gegenteil, einen wichtigen Kreis in seiner Karriere und in der Geschichte des Belvedere schließt.
Videos
Amoako Boafo. Proper Love (Teil 1)
Amoako Boafo. Proper Love (Teil 2)
Amoako Boafo. Proper Love (Teil 3)
Amoako Boafo. Proper Love (Teil 4)
Smartify Audiotour
Was bedeutet Proper Love für dich? Anna Gaberscik spricht mit Joy Adenike (Community Builderin und Aktivistin Schwarze Frauen Community ), Abiona Esther Ojo (Künstlerin), Denise van de Cruze (Schriftstellerin, Aktivistin und Unternehmerin) und Sergey Harutoonian (Kurator).
Der ghanaische Künstler Amoako Boafo porträtiert in seinen Gemälden Personen des öffentlichen Lebens, Freund*innen und Bekannte – so unter anderen Joy Adenike Breiner und Abiona Esther Ojo – und schafft dabei expressive Bilder von Schwarzer Selbstermächtigung und -wahrnehmung.
Diese Audioreihe ist in Kooperation mit dem Im Museum-Podcast entstanden.
Erhältlich in: 🇦🇹 🇬🇧
Verfügbar bis 12. Jänner 2025
Unteres Belvedere und Oberes Belvedere
5 Stationen, 120 Min.
Turning the Page. Darstellungen Schwarzer Menschen in der Kunst
Wer ist (un-)sichtbar? An wessen Geschichte erinnern wir uns? Und wie prägen Bilder unsere Gegenwart? In der kostenlosen Audiotour durch das Belvedere von und mit Historikerin Tayla Myree stehen Fragen nach der Repräsentation Schwarzer Menschen im Fokus. Vertiefende Interviews mit Nicole Fölß (Kunstvermittlerin), Simon Inou (Journalist) und Vanessa Spanbauer (Historikerin).
Erhältlich in: 🇦🇹 🇬🇧
Verfügbar bis 31. Dezember 2025
Unteres Belvedere und Oberes Belvedere
12 Stationen, 40 Min.
3 Bonustracks, 60 Min.
Programm
Ausgewählte Termine im Rahmen der Ausstellung.
5. November
16:30 - 17:30
Curator's Tour: Porträtdarstellungen im Wandel der Zeit
Assistenzkuratorin Vasilena Stoyanova gibt einen Einblick in die Ausstellung Amoako Boafo. Proper Love und führt sowohl die inhaltlichen Unterschiede als auch die stilistischen Annäherungen des ghanaischen Künstlers zur Wiener Moderne vor Augen.
14. November
16:30 - 17:30
Vienna Art Week: Curator's Tour zu Amoako Boafo
Die Werke von Amoako Boafo verkörpern die Vorstellung von einer Schwarzen Identität, die sich aus der eigenen Kultur speist, was als Akt des Widerstands gegen rassistische Zuschreibungen der weißen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen ist. Wie sich diese Form der Schwarzen Subjektivität auch im Erscheinungsbild der Porträtierten äußert, erfahren Sie in dieser Führung.
Führung mit Kurator Sergey Harutoonian
14. November
18:30 - 20:00
Artist Talk und Performance: Volta Pavillon
Wie ein schützender Kokon umfängt der Volta Pavillon das Gemälde Papillon Hug von Amoako Boafo. Für seine erste große museale Ausstellung in Europa entwickelt der Künstler in Zusammenarbeit mit den befreundeten Architekten Glenn DeRoché und Juergen Strohmayer diese Installation als Ort der Begegnung sowie als Raum für Rückzug und Stille.
In diesem Artist Talk spricht Kurator Sergey Harutoonian mit Glenn DeRoché und Juergen Strohmayer über die Entstehungsgeschichte des Volta Pavillons. Danach performt die Wiener Sängerin YIELU ihr Gedicht To See is an Act of Love.
Veranstaltung in englischer Sprache.
28. November
18:30 - 21:00
Katalogpräsentation und Vortrag: This is how I am
Vortrag von Mahret Ifeoma Kupka zu Style-Narratives Schwarzer Selbstermächtigung. Über die Bedeutung der Kleidung in Amoako Boafos Porträts.
Eine bestimmte Art, sich zu kleiden, hatte bei der Positionierung Schwarzer Personen gegen rassistische Narrative immer entscheidendes Gewicht. Die strategische Ausgestaltung des Körpers, das Self-Styling, kann zu einem politischen Akt werden. Mit Bedacht gewählte Stoffe und Moden werden nicht nur in Amoako Boafos Porträts zum integralen Bestandteil von Erinnerungsarbeit und Selbstermächtigung.
Anschließend an den Vortrag wird der Katalog zur Ausstellung Amoako Boafo. Proper Love präsentiert und zum Besuch der Schau eingeladen.
30. November
18:00 - 22:00
Talk: Proper Love and Legacy
Anna Gaberscik spricht mit Joy Adenike Breiner, Leni Charles, Cherri O. und Abiona Esther Ojo über Liebe, Repräsentation und Freude. Die Gäste, die alle einen besonderen Bezug zur Ausstellung Amoako Boafo. Proper Love haben, werfen gemeinsam einen Blick in die Zukunft.
Anschließend gibt es Ausstellungsführungen in deutscher und englischer Sprache und einen gemütlichen Ausklang mit Getränken und Musik von DJ Rumi von Baires.
Moderation und Organisation: Anna Gaberscik
Der Talk ist in englischer Sprache.
6. Dezember
18:00 - 21:00
FREE FRIDAY NIGHT: Strangers
In den Free Friday Nights im Oberen Belvedere widmen wir uns in einem Countdown den Zahlen von 4 bis 1. Beim vierten Termin betrachten wir die Zahl Eins in der Kunst. Sie ist mehr, als sie vorgibt – wir begegnen menschlicher Vielgestaltigkeit in Porträts und Selbstporträts. Das Programm dieses Abends legt den Fokus auf Kunst und Geschichten von Individuen. Während Assistenzkuratorin Vasilena Stoyanova die Porträts von Amoako Boafo mit den Gemälden von Gustav Klimt und Egon Schiele vergleicht, stellt Historikerin Tayla Myree die Schicksale Schwarzer Personen im 18. Jahrhundert menschlichen Werdegängen von BIPOCs der Gegenwart gegenüber. In der Lesung des britischen Schriftstellers und Kurators Ekow Eshun aus seinem neuen Buch The Strangers: Five Extraordinary Black Men and the Worlds That Made Them erfahren wir mehr über fünf außergewöhnliche Schwarze Persönlichkeiten, die in der westlichen Welt bloß als fremde Schwarze Männer wahrgenommen wurden. Zur Lesung findet ein Gespräch mit Kurator Sergey Harutoonian statt.
Eintritt und Programm kostenlos
12. Jänner
16:30 - 17:30
Curator's Tour: The pictures are talking
Kurator Sergey Harutoonian zeigt im Rahmen einer Führung auf, wie Amoako Boafo die gegenwärtige Vorstellung und gesellschaftliche Wahrnehmung von Schwarzer Identität prägt.