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Barock
since 1630
Vor allem die Ära Maria Theresias gilt weitläufig als Inbegriff glanzvollen Barocks und luxuriöser Pracht. Die vielen Stifte, Klöster und Schlösser aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter auch das prunkvolle Barockensemble des Belvedere, die ehemalige Sommerresidenz des Prinz Eugen von Savoyen, prägen bis heute das Erscheinungsbild Österreichs, das durch die Wiederbelebung des barocken Stils im Historismus weiter gefestigt wurde. Die Ausstellung Barock since 1630 reflektiert diese Verbindung von Land und Stil als Symbol nationaler Identität ausgehend von den Fragen: Was ist Barock, und wie identifizieren wir uns heute damit? Die Schau spürt verschiedenen Entwicklungslinien innerhalb des Kunstschaffens in Österreich nach und legt dabei den Fokus vor allem auch auf Künstler späterer Generationen. Anhand von Werken von Anton Faistenberger, Gerhart Frankl, Oskar Kokoschka, Hans Makart, Franz Anton Maulbertsch, Franz Xaver Messerschmidt, Lilly Steiner, Paul Troger u. a. soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Barock kein Schwelgen in der Vergangenheit, sondern Basis für die Moderne ist.
Im Jahr 1923 – vor nunmehr 90 Jahren – wurde im Unteren Belvedere das Österreichische Barockmuseum eröffnet, um die Kunst dieser glamourösen Epoche, die bis heute mit Glanz, Luxus und Opulenz in Verbindung gebracht wird, in zusammenhängender Form für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen und den Barock als bedeutenden Abschnitt der heimischen Kunstgeschichte zu etablieren. Die Exponate kamen ursprünglich aus verschiedenen staatlichen Sammlungen und wurden durch Leihgaben aus privatem und kirchlichem Besitz ergänzt. Dank der regen Ankaufstätigkeit – aktuell befinden sich über 900 Meisterwerke in der Barocksammlung des Museums – verfügt das Belvedere heute u. a. über eine der bedeutendsten Barock- und Historismussammlungen, darunter die größten geschlossenen Sammlungen von Werken Franz Anton Maulbertschs und Franz Xaver Messerschmidts.
Since 1630 – Österreich vom Barock bis zur Gegenwart
Die Ausstellung Barock since 1630 zeigt Werke aus der barocken Zeit Maria Theresias ebenso wie Kunst des Historismus, der klassischen Moderne und des 21. Jahrhunderts. So wird die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts mit Arbeiten des 20. und 21. Jahrhunderts konfrontiert, an denen wir die Spuren barocker Meister und Motive entdecken können. Nachdem die barocke Kunst lange Zeit mit dem Image des altmodisch Überladenen behaftet gewesen war, setzte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Anknüpfen an und Kopieren von früheren Formensprachen eine verbreitete Akzeptanz des Barock als Stilform ein. In den Jahrhunderten nach dem sogenannten Goldenen Zeitalter der Ära Maria Theresias beschwor man die glorreiche Zeit des Barock meistens in Zeiten politischer Schwäche herauf. So wurde beispielsweise die barocke Theatralik von der Architektur des Historismus aufgegriffen und für zahlreiche Bauwerke eingesetzt. Kurz nach 1900 spürte die junge Malergeneration rund um Oskar Kokoschka den expressiven Charakter barocker Kunst auf, und auch die Künstler der Nachkriegszeit definierten sich mit ihren expressiven Kompositionen über die barocke Formensprache.
Sakralkunst, Sinnesfreuden, Stillleben, Schönheit – Tod
Barock since 1630 umfasst Gemälde und Skulpturen vom 17. bis zum 21. Jahrhundert und veranschaulicht unterschiedliche Aspekte im Umgang mit barocker Kunst, die von der Imitation über die Inspiration bis hin zur Paraphrase reichen. Sinnenfreude, Vitalität und Tod sind dabei Schlüsselbegriffe. Die Ausstellung schafft Raum für Großskulpturen, religiöse und allegorische Darstellungen der Gegenreformation, kostbare Stillleben ebenso wie für illusionistische Deckenfresken, detaillierte Landschaften und ergreifende Körperdarstellungen. Dabei werden barocke Ausgangswerke stets mit modernen Werken gruppiert, um aufzuzeigen, wie prägend sie für das nachfolgende Kunstschaffen waren.