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Erika Giovanna Klien

Das Belvedere widmet dem Werk der österreichisch-amerikanischen Künstlerin und Kunstpädagogin Erika Giovanna Klien (1900–1957) eine umfangreiche Personale. Als herausragende Vertreterin des Wiener Kinetismus erlangt Klien früh internationale Bekanntheit. Ihre Leidenschaft für Theater und Tanz führt zu innovativen Bühnenbildentwürfen und komplexen Darstellungen bewegter Körper. Ab 1929 lebt Klien in New York, was sich in einer verstärkten Auseinandersetzung mit urbanen Räumen und sozialen Fragen manifestiert.

 Eine Ausstellung des Belvedere, Wien, in Zusammenarbeit mit der Universität für angewandte Kunst Wien – Kunstsammlung und Archiv sowie dem Istituto Italiano di Studi Germanici, Rom. 

Kuratiert von Verena Gamper. 
Co-Kuratorin: Veronica Liotti 
Assistenzkuratorin: Johanna Hofer

Impressionen

Zur Ausstellung

Im Herbst 2026 würdigt das Belvedere die Künstlerin Erika Giovanna Klien (1900–1957) mit einer umfangreichen Einzelausstellung. Die bedeutendste Vertreterin des Wiener Kinetismus zeichnet und malt faszinierende Darstellungen vibrierender Vogelflüge, tanzender Körper und rotierender Maschinen. Beobachtung, Analyse und Arrangement komplexer Bewegungen, ob natürlichen oder technischen Ursprungs, liegen ihren Kompositionen zugrunde. Vor allem nach ihrer Übersiedlung nach New York 1929 entpuppt sich Klien als präzise Beobachterin des technischen Fortschritts und des modernen, immer stärker beschleunigten Lebens in der Großstadt. 

Neben dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien in der Klasse des avantgardistischen Reformpädagogen Franz Čižek absolviert Klien auch eine Schauspielausbildung. Das Interesse für Bühne und Tanz schlägt sich wiederholt in ihrem Werk nieder, um 1925 im Kinetischen Marionettentheater oder in den späten 1940er-Jahren im Bühnenstück The Masses. Eine weitere Konstante in Kliens Schaffen, motiviert durch ihre Ausbildung bei Čižek und die eigene jahrelange Tätigkeit als Kunstpädagogin, ist die Auseinandersetzung mit der künstlerischen Sprache von Kindern. Schließlich konvergieren in Darstellungen der sozialen Realität von Arbeiter*innen, die sowohl in den 1930ern als auch in ihren letzten Lebensjahren entstehen, Gesellschaftskritik und Modernereflexion. 

Die Ausstellung im Unteren Belvedere beleuchtet alle Facetten des Œuvres der tanz- und theateraffinen Malerin, Grafikerin und Kunstpädagogin und präsentiert neueste Forschungsergebnisse zu Leben und Werk.

Biografie

 

Porträt Erika Giovanna Klien, 1928
© Sammlung Pabst

Am 12. April 1900 wird Erika Giovanna Klien in Borgo Valsugana im Trentino als Tochter der Kindergärtnerin Anna Klien und des Bahnhofsvorstehers Franz Klien geboren. Nach mehrfachen Versetzungen des Vaters übersiedelt die Familie 1918/19 nach Wien. Klien beginnt ihr Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Franz Čižek, dessen Ornamentkurs die Brutstätte des Wiener Kinetismus ist. Sie entwickelt sich zu einer der berühmtesten Vertreter*innen dieser Kunstrichtung, ihre Werke werden international ausgestellt und von Katherine Dreier für die Société Anonyme angekauft. Durch die Jahre in Čižeks Umfeld auch kunstpädagogisch geschult, übernimmt Klien 1926 den Kunstunterricht an der Elizabeth-Duncan-Schule in Salzburg Klessheim. Nach der Geburt ihres unehelichen Sohnes, den sie zu Pflegeeltern gibt, übersiedelt Klien 1929 nach New York. Die Hoffnung auf eine Fortsetzung ihrer vielversprechenden Erfolge der ersten Jahre erfüllt sich nur bedingt: Die wirtschaftliche Situation zwingt Klien dazu, ihre Tätigkeit als Kunstpädagogin zu priorisieren, sie unterrichtet teilweise parallel am Stuyvesant Neighborhood House, an der New School for Social Research, an der Dalton School und an der Spence School. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg endet das letzte dieser kunstpädagogischen Engagements, erst 1946 knüpft Klien an der Walt Whitman School wieder daran an. Es entstehen hauptsächlich gebrauchsgrafische Arbeiten. Von Krankheit geschwächt gibt sie 1951 die Tätigkeit als Lehrende auf, und es entsteht ein letzter, Themen der 1930er-Jahre wieder aufgreifender Werkkorpus. Im Sommer 1957 stirbt Erika Giovanna Klien in New York.