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Wiener Fürstenfiguren

Gotische Meisterwerke des Stephansdoms

Der Stephansdom im Herzen Wiens birgt bedeutende mittelalterliche Werke der Steinmetzkunst. Sechs der eindrucksvollsten Skulpturen, die berühmten Fürstenfiguren der Westfassade und des Hohen Turms, werden im Prunkstall des Belvedere gezeigt. Sie stammen aus der Zeit des Erweiterungsbaus unter Herzog Rudolf IV. um 1359 bis 1365. Im Zuge der Restaurierung in den Jahren 1858 und 1870/71 wurden sie durch Kopien ersetzt und dem Städtischen Museum übertragen. Heute zählen sie zu den zentralen Werken des Wien Museums. Während dessen Umbau werden sie als Leihgaben im Belvedere präsentiert.

Künstlerisch bemerkenswert sind unter anderem die sinnliche Präsenz und der lebensnahe Ausdruck der hochgewachsenen, modisch gekleideten Gestalten, die in eleganter Bewegung auf symbolträchtigen Löwen stehen. Wie kein österreichischer Landesfürst vor ihm wusste der ehrgeizige junge Herzog Rudolf IV. Bildkünste zur Selbstdarstellung zu nutzen. Mit seiner Gattin Katharina von Böhmen bildet er den thematischen Mittelpunkt des Figurenensembles. Ihnen zugeordnet finden sich die Elternpaare Herzog Albrecht II. und Johanna von Pfirt sowie Kaiser Karl IV. und Blanche de Valois. Diese Reihung mit seinen habsburgischen Ahnen und dem in Prag residierenden kaiserlichen Schwiegervater verdeutlicht den hohen politischen Anspruch Rudolfs. Die von ihm „erfundene“ Zackenkrone kennzeichnet ihn im Rang eines Erzherzogs, den er sich durch die Urkundenfälschung des Privilegium Maius selbst zuschrieb. Als Rudolf IV. nach siebenjähriger Regierung mit 26 Jahren starb, steckte der Ausbau des Langhauses und des Südturms der Stephanskirche noch in den Anfängen. Offen bleibt daher, ob die Figuren tatsächlich für die Standorte geschaffen wurden, an denen sie über Jahrhunderte standen.

Kuratiert von Veronika Pirker-Aurenhammer.

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