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Ernesto Neto
O tempo lento do corpo que é pele
Die amorphe Bodenskulptur O tempo lento do corpo que é pele (Der langsame Takt des Körpers, der die Haut ist) ist aus leuchtend roten und sandfarbenen Stoffstreifen geknüpft, in einer traditionellen Technik, die in Brasilien als “nózinho” (kleiner Knoten) bezeichnet wird, und breitet sich gleich einem Teppich über den Boden aus. Dabei erinnert sie an eine Insel, an deren Oberfläche sich Hügel und Wölbungen bilden. Der Titel der Arbeit ist zugleich eine Referenz an die Membran der Haut, der Zelle und der Architektur und an die weiche Silhouette einer Tierform. Sie unterstreicht Ernesto Netos fundamentales Interesse an der Beziehung zwischen Körper und Raum, Innen und Außen. Die wundersame Landschaft ist mit den Gewürzen Kurkuma, Nelke, Pfeffer und Kumin aromatisiert, jenen olfaktorischen Elementen, die Neto oftmals einsetzt, um unsere Aufmerksamkeit vom Visuellen zum Sensorischen und Haptischen, von Skulptur zum Environment zu lenken.? ?"Die Idee der Haut ist in allen meinen Arbeiten sehr wichtig; die Haut als der Ort der Existenz, und die Haut als jene Zellschicht, an dem unsere inneren Schwingungen mit äußeren Schwingungen in Beziehung treten. Ich sehe den Körper als eine Landschaft etwa wie das Meer oder ein Feld. Ich verstehe Skulptur als Landschaft. Wenn wir in das Innere unseres Körpers blicken, dann ist da diese andere Landschaft, die eine sehr wichtige Inspiration für meine Arbeit ist: die Landschaften der Mikrowelt, die biologischen Landschaften. O tempo lento do corpo que é pele ist eine Arbeit, die das sehr klar zeigt; man kann sie als eine Landschaft und/oder als ein Tier wahrnehmen. Dieser Übergang ist von zentraler Bedeutung… Die Raum-Zeit in dieser Arbeit steht stark in Beziehung zu den vielen kleinen Knoten, den Zellen, welche die Oberfläche erzeugen. Sie wurden von der Frauenkooperative Coparoca hergestellt – Knoten für Knoten — und diese Produktionszeit schwingt für mich als unsichtbarer Inhalt mit.“ (Ernesto Neto)
Ernesto Neto, O tempo lento de corpo que é pele, 2004
Schaumstoff, Polyamidteppich, Holz, Gewürze
150 x 680 x 950 cm
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection
Eine Kooperation zwischen Belvedere, Wien und TBA21–Augarten.