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IM BLICK: Johann Baptist Lampi der Ältere und der Jüngere
Übermalt und freigelegt
Was haben ein klassizistisches Familienporträt und eine mythologische Darstellung der Venus aus der Biedermeierzeit gemeinsam? Sowohl das Bildnis der Caroline und des Viktor von Tomatis von Johann Baptist Lampi d. Ä. (1751 Romeno – 1830 Wien) als auch das Gemälde Venus, auf einem Ruhebett schlafend seines Sohnes Johann Baptist Lampi d. J. (1775 Trient – 1837 Wien) wurden übermalt. Die Ausstellung in der Reihe IM BLICK versucht nachzuzeichnen, welche Bedeutungswandel diese groben Eingriffe in das Werk zweier Künstler zur Folge hatten.
Kuratiert von Katharina Lovecky.
Zur Ausstellung
Johann Baptist Lampi d. Ä. schuf 1788/89 in Warschau mehrere Porträts der Familie Tomatis. Die aus Mailand stammende Tänzerin Catarina, geb. Filipazzi, war gemeinsam mit dem Unternehmer Carlo Tomatis 1765 in die Stadt gezogen. Eines der drei Bildnisse zeigt zwei Kinder des Paares, Caroline und Viktor, zwischen denen eine Büste positioniert ist. Diese stellte sich bei einer Durchleuchtung mit Röntgen- und Infrarotstrahlung im Jahr 2016 als Übermalung heraus. Unter der Büste liegt die Figur der Mutter Catarina, die ihre Kinder umarmt, verborgen. Anhand von weiteren Bildnissen und Archivalien wird in der Ausstellung die Geschichte der Familie Tomatis erzählt.
Vom Gemälde Venus, auf einem Ruhebett schlafend von Johann Baptist Lampi d. J. wurden 2022 ebenfalls Infrarot- und Röntgenaufnahmen gemacht. Diese zeigen einen Amor, der unter einer schwarzen Fläche verborgen lag. Der mythologische Gehalt geriet durch die Auslöschung des Liebesgottes in den Hintergrund, sodass das Werk im 20. Jahrhundert in zwei Salzburger Heimatromanen als Porträt der Emilie Victoria Kraus, einer Geliebten Napoleons, gedeutet wurde. Gerade durch diese Missinterpretation erlangte das Gemälde eine große Popularisierung, die bis nach Paraguay ausstrahlte. Erstmals wird nun das Bild nach der 2024 erfolgten Freilegung des Amors unter dem Originaltitel der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Ausstellung legt die Bedeutungsschichten zweier Gemälde frei, die durch Übermalungen im Verborgenen lagen. Zu sehen ist dabei, dass der Sinngehalt von Werken äußerst wandelbar sein kann, sobald sie das Atelier verlassen. So wurde aus einem Familienporträt, das die Zuneigung einer Mutter zu ihren Kindern verdeutlichte, ein Memorial und aus einer idealen Venus das Bildnis einer Salzburger Lokalberühmtheit.
Johann Baptist Lampi der Ältere
Johann Baptist Lampi d. Ä. wird 1751 als 14. Kind von Matthias Lamp und Chiara Margherita Lorenzoni in Romeno geboren. Seinen ersten Unterricht erfährt Lampi bei seinem Vater. 1768 setzt er seine Ausbildung bei seinem Onkel Pietro Lorenzoni in Salzburg sowie in Brixen fort. 1772 heiratet er Anna Maria Franchi und zieht nach Verona. Von den sieben Kindern des Paares werden Johann Baptist Lampi d. J. und Franz Xaver Lampi (1782 Klagenfurt – 1852 Warschau) ebenfalls Maler.
1773 wird Lampi zum Ehrenmitglied der Akademie in Verona ernannt. Er ist u. a. in Trient ansässig. 1779 geht Lampi nach Innsbruck und in weiterer Folge nach Klagenfurt. Fortan wird er sowohl für das gehobene Bürgertum als auch für den Adel und das Kaiserhaus als Porträtist tätig sein. Gelegentlich malt er auch Historienbilder. 1783 zieht Lampi nach Wien. Bereits zwei Jahre später wird er zum Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste ernannt. Ab 1786 wirkt er als Professor für Historienmalerei ebendort.
Von September 1788 bis März 1789 hält sich Lampi in Warschau auf, wo er u. a. den polnischen König Stanisław II. August Poniatowski porträtiert. 1791 reist der Künstler nach Jassy/Iași (heute in Rumänien). Von dort gelangt er am 20. Jänner 1792 nach St. Petersburg. Hier entstehen zahlreiche Porträts der Mitglieder des russischen Hofes sowie Bildnisse der Zarin Katharina II.
Am 11. Februar 1795 stirbt seine in Wien gebliebene Ehefrau an einer Lungenkrankheit. 1797 kehrt Lampi nach Wien zurück, im darauffolgenden Jahr wird er in den erblichen Ritterstand erhoben. Eine zweite Ehe schließt er 1807 mit Julia Rigin. 1819 stiftet Lampi einen Preis für Aktzeichnen an der Wiener Akademie, 1822 wird er bei vollem Gehalt pensioniert. In seinen letzten Jahren nimmt der Künstler mehrere Kuraufenthalte in Baden bei Wien in Anspruch. 1830 stirbt Lampi nach mehreren Schlaganfällen in der damaligen Vorstadt Leopoldstadt (heute der 2. Wiener Gemeindebezirk) im Alter von 78 Jahren.
Johann Baptist Lampi der Jüngere
Von 1786 bis 1794 studiert Johann Baptist Lampi d. J. an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Hubert Maurer und Heinrich Friedrich Füger. Er wird außerdem von seinem Vater ausgebildet. 1796 reist der Künstler zu diesem nach St. Petersburg. Dort heiratet er im selben Jahr Anna Drawe. 1797 wird Lampi d. J. die Ehrenmitgliedschaft der Petersburger Akademie verliehen. Wie sein Vater ist er als Porträtist der russischen Aristokratie tätig. 1804 kehrt er nach Wien zurück und ist auch hier als Maler von Bildnissen begehrt. Zugleich arbeitet er im Atelier seines Vaters. 1808 reist er nach Budapest. Im Jahr 1813 wird er zum Mitglied der Akademie der bildenden Künste ernannt und nimmt regelmäßig an deren Ausstellungen teil. Viermal sollte er Kaiser Franz I. porträtieren, so im um 1820 entstandenen Bildnis des Monarchen im Toisonornat, das sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. 1825 vollendet Lampi das Altargemälde der Maria Himmelfahrt in der Pfarrkirche in Romeno nach einer Skizze seines Vaters, da dieser aufgrund seines labilen Gesundheitszustandes das Werk nicht mehr selbst ausführen kann. Im selben Jahr malt Lampi d. J. eine lebensgroße Fortuna, die als Kupferstich in einem Almanach reproduziert wird. Das Gemälde erwirbt Fürst Johann I. von Liechtenstein. 1828 präsentiert Lampi seine Ruhende Venus mit Amor vor dem Spiegel in der Jahresausstellung der Akademie der bildenden Künste, wo das Werk für die kaiserliche Gemäldegalerie angekauft wird. 1837 stirbt der Künstler aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung im Alter von 64 Jahren in Wien.