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Hommage an Ferdinand Georg Waldmüller

Zum 150. Todestag

Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) gilt als bedeutendster österreichischer Künstler des 19. Jahrhunderts. Zum einen schuf er in den damals wesentlichen künstlerischen Sparten – Porträt, Landschaft, Stillleben und Genre – herausragende Werke, zum anderen strebte er als ständig Suchender sein Leben lang nach Vervollkommnung und beschritt dabei neue, weit in die Zukunft weisende Wege. Anlässlich seines 150. Todestages am 23. August widmet das Obere Belvedere ab 17. Juli 2015 diesem überragenden Maler der Biedermeierzeit eine Hommage mit Hauptwerken aus der reichen Waldmüller-Sammlung des Hauses.
Waldmüllers Genreszenen und Kinderbilder aus dem Wiener Vormärz erwecken beim ersten Anblick den Eindruck ungetrübten „biedermeierlichen“ Glücks. Mit seinem Eintreten für das Naturstudium und die Freilichtmalerei wies der Künstler jedoch in die Zukunft. Oftmals als Darsteller von Biedermeieridyllen missverstanden, besuchte Waldmüller wie die meisten österreichischen Künstler seiner Zeit zwar die Wiener Akademie der bildenden Künste und schulte seine Maltechnik an den alten Meistern, kritisierte jedoch in späteren Jahren die Unterrichtsmethoden der Akademie scharf. Selbst Mitglied der Akademie, postulierte er, dass die Ausbildung ineffizient sei und zweijährige Meisterkurse für Talenterkennung und Ausbildung junger Künstler ausreichen würden. Mit den dadurch frei gewordenen finanziellen Ressourcen sollten junge Künstler gefördert und ihre Werke angekauft werden.
Waldmüllers Wirken geht weit über die Biedermeierzeit hinaus, einige seiner beeindruckendsten Werke entstanden nach 1848. Lassen sich am Beginn seiner Entwicklung noch klassizistische Züge erkennen, wird seine Malerei zunehmend realistisch. Als Vertreter des „Biedermeierrealismus“ war er Zeitgenosse Caspar David Friedrichs, interpretierte jedoch Naturphänomene in keiner Weise religiös. Als einer der großen Repräsentanten der Wirklichkeitsschilderung machte er die Darstellung des Lichts zum zentralen Thema seines Spätwerks.

Am Ende seines Lebens hatte der Historismus Ferdinand Georg Waldmüller in künstlerischer Hinsicht überholt. In seinem Sterbejahr 1865 war die Ringstraße eröffnet worden, die Gebäude entlang dieses Boulevards wurden in historischen Stilen errichtet und mit dementsprechenden Bildern ausgestattet. Daneben entstand eine neue Form der Landschaftsmalerei, die in Österreich als „Stimmungsimpressionismus“ bzw. als „Stimmungsrealismus“ bezeichnet wurde. Nach Waldmüllers Tod wurde es für einige Jahrzehnte still um seine Person. Das Interesse an seiner Kunst flammte jedoch um 1900 neu auf, als die Secessionisten in ihm einen Vorläufer und Wegbereiter ihrer Kunstauffassung erkannten, da auch er das Malen im Freien vor der Natur, das „Einfangen des Sonnenlichts“ und das Feilen an künstlerischen Ausdrucksformen mittels Naturstudien als die ureigene Aufgabe der Malerei postuliert hatte. Im Katalog der Modernen Galerie von 1903 wurde Ferdinand Georg Waldmüller als „der größte Meister, der aus dem Altwiener Genre hervorgegangen ist“, bezeichnet, da er sich bald „aus eigener Kraft zu einem der frühesten Maler des freien Sonnenlichtes“ entwickelt hatte. Dafür wurde Waldmüller von den Mitgliedern der Secession bewundert und als „Ursecessionist“ bezeichnet. Außerdem schätzten sie ihn aufgrund seiner unkonventionellen Haltung der Akademie gegenüber und seines Eintretens für den Ankauf von junger Kunst.
Ab 1898 wurden für die Moderne Galerie im Unteren Belvedere laufend Werke Waldmüllers erworben. Als 1921 die Kaiserliche Gemäldegalerie und die Österreichische Staatsgalerie zusammengelegt wurden, standen dem kaiserlichen Erwerb von zwölf Bildern 39 Erwerbungen der Staatsgalerie gegenüber. Damit wird deutlich, dass die weltweit größte Sammlung von Werken dieses Künstlers, die sich im Belvedere befindet, auf der Wertschätzung des Meisters durch die Secessionisten beruht.
Das Waldmüller-Archiv im Research Center des Belvedere basiert auf den Forschungen von Bruno Grimschitz und Rupert Feuchtmüller. 1957 veröffentlichte Bruno Grimschitz eine Monografie zu Waldmüller, der ein Werkverzeichnis angeschlossen ist. Darauf aufbauend publizierte Rupert Feuchtmüller 1996 sein Waldmüller-Werkverzeichnis und überließ dankenswerterweise sein umfassendes Archiv dem Belvedere.

Impressionen